Freitag, 30. März 2012

//Kampf dem Schimmel//


Zutaten für einen Tomaten-Brot-Salat mit Rucola und Passionsfruchtvinaigrette

Ich muss mich in letzter Zeit interessanterweise immer häufiger erklären: Warum wohnst du eigentlich in Prenzlauer Berg, bei den ganzen hippen Muttis? Natürlich, die gehen mir schon gelegentlich auf den Senkel, wenn sie ihre Kinder im Krabbelalter zum Yoga schicken, obwohl die Stöpsel doch nichts weiter möchten als auf dem Spielplatz drecksverschmiert Matschepampe zu rühren.

Aber seien wir mal ehrlich, dieser Lebensstil aus Yoga, pastell angestrichenen Altbauhäusern, einer riesigen Auswahl an Cafés und schnörkeligen Kaffeesorten mag zwar für den ein oder anderen gruselig klingen - aber ich war noch nie übermäßig alternativ-revolutionär veranlagt und finde es auch schöner, mit dem Kopf in den Wolken durch saubere Straßen zu schlendern als mit ständig auf den Boden gerichteten Blick, aus Angst, mit den neuen Schuhen in einen Hundehaufen zu treten.


Warum diese Rechtfertigungs-Tirade, nach der mich keiner gefragt hat? Aus folgendem Grund: Ich bin soeben dem Kochhaus verfallen, einer Mischung aus Café und elitärem Supermarkt, welcher bei Gentrifizierungs-Gegnern direkt geballte Fäuste und passende Hasstiraden auslöste.

Dabei ist das Konzept so wundervoll! In dem kleinen Ladengeschäft auf der Ecke Schönhauser Allee / Pappelallee findet man verschiedene Tische, an denen große Rezept-Plakate angebracht sind und auf denen die Zutaten in der benötigten Menge liegen. Aus diesem Grund kauft man dann kein 5kg-Netz festkochender Kartoffeln, die in den folgenden Wochen alle möglichen Reife- und Verwesungsstadien in der Abstellkammer durchlaufen (auch wenn das lustig aussieht), sondern eben nur die benötigten vier Knollen. Und eine Zwiebel, drei Stiele Thymian und ein kleines Fläschchen abgefüllten Himbeerlikör. Die Rezeptkarten inklusive bebilderter Kochanleitung werden gleich mitgeliefert - und die Zeiten, in denen man mühsam Kochbücher wälzte, die Mengenangaben auf einen Kleinstteil runterrechnete und die halbe Rote Bete letztendlich doch im Kühlschrank vergammelte, sind endlich vorbei.

Das Kochhaus gibt es bisher in Berlin Prenzlauer Berg, Berlin-Schöneberg und Hamburg St. Georg.

13 Kommentare:

stiller hat gesagt…

Klingt eigentlich ganz gut. Also nicht dieses ganze Prenzlberg-Ding, aber diese Art des Einkaufs - und dass man weniger wegwirft. Und preislich hält sich das im Rahmen? Oder merkt man das schon, dass man nicht auf Vorrat kauft?

Fräulein Julia hat gesagt…

Also die Preise sind immer pro Person angegeben - mein Salat kostete 3,90 pro Person. Man kauft immer mindestens für zwei Personen (oder zwei Portionen in meinem Fall). Ich glaube nicht, dass ich in einem herkömmlichen Supermarkt weniger bezahlt hätte (ich hätte eben nur mehr verschimmeln lassen)

Earny from Earncastle hat gesagt…

eine wirklich tolle Idee! könnte ich mir auch gut vorstellen.

MIA FRIDA hat gesagt…

Frage micht jetzt nur:
was wird´s, wenn´s fertig ist?

Stelle mir gerade die abenteuerlichsten Kombinationen aus Maracuja und Senf vor. ;)

Fräulein Julia hat gesagt…

@Mia, es sah später so aus: http://instagr.am/p/Iw2EI6HC-a/

Rezepttitel: Tomate-Rucola-Brotsalat mit Passionsfruchtvinaigrette (Klingt aufwändiger, als es ist)

teeundschnaps hat gesagt…

das find ich mal echt innovativ und nachhaltig!!
hat´s denn geschmeckt?
da werd ich mal reinschnuppern - wenn ich jemals wieder nach da oben fahre... ;)

Fräulein Julia hat gesagt…

@teeundschnaps: Ein Besuch in pregnant hill lohnt sich! Es gibt sowohl Tee als auch (Bio-)Schnaps und es ist alles rosa!

Anonym hat gesagt…

wow, manchmal möchte ich auch gerne in berlin wohnen, wo es irgendwie alles zu geben scheint...das kochhaus klingt großartig.
übrigens kann man kartoffeln in einem eimer mit erde lagern, dann treiben sie nämlich nicht aus. hab ich zumindest gehört, probiert noch nicht. soll auch mit ingwer funktionieren, in einem blumentopf geben und bisschen in die erde einbuddeln für die, die ingwer nur ab und an brauchen...
schönes wochenende :))
khaya

Ilmarie hat gesagt…

Ein bisschen etwas hat es aber schon von Maggi für die Upperclass, oder ;) ?
Ich finde es nett als Gag, Mitbringsel oder mal für Zwischendurch. Und keine Frage, es ist stilvoll aufgemacht. Aber an solchen Dingen sieht man meiner Meinung nach eben, wie vollkommen unterschiedlich Dinge allein wegen ihrer Aufmachung bewertet werden.
Die Fertigbackmischung als Symbol für die Unselbstständigkeit der Hartzler, die nicht mehr wissen, wie man richtig kocht. Und dann dieses Beispiel hier als Symbol des hippen Lifestyles gepaart mit ökologischem Bewusstsein.
Nicht falsch verstehen, das soll kein persönlicher Affront sein....ich würde sowas wahrscheinlich selbst auch mal kaufen, sehe dahinter aber eben nicht ausschließlich den ökologischen Wert des evtl. weniger Wegwerfens etc.
Und bei einem Kauf der einzelnen Produkte im Supermarkt würdest du schon unter dem genannten Betrag bleiben; da wäre selbst ein Baguette von einer 'richtigen' Bäckerei drin.
Nichtsdestotrotz viel Spaß mit dem Paket ;)

Fräulein Julia hat gesagt…

@Ilmarie - als berufstätige Frau mit nur wenig Zeit, Kochbücher zu wälzen, aber großer Lust auf gutes Essen kommt mir das Kochhaus aber gerade recht. Ich bin mir sicher, dass ich im Supermarkt (z.B. Netto) evtl weniger pro Portion bezahlt hätte.

Aber dann hätte ich eben eine Schüssel Passionfrüchte, eine riesige Packung Tomaten etc. im Großfamilienformat hier liegen gehabt. Als Einzelperson, die aufgrund der Mengen nicht eine Woche lang jeden Tag das gleiche essen möchte (aber zusätzlich zu wenig Koch-Kreativität für sponaten Ersatzmenüs besitzt) ist das Konzept für mich eine gute Lösung.

Ich weiß auch nicht, was du mit "stilvoll aufgemacht" meinst, denn die Tomaten sind schnöde Tomaten (noch nichtmal Prenzlberg-Bio) und das Baguette ist ein Baguette, wie ich es (zum gleichen Preis, wohlgemerkt) auch beim Bäcker gegenüber gekauft hätte.

Ilmarie hat gesagt…

Man bekommt doch inzwischen fast alles in kleineren Größen, da es ja weitaus mehr alleinkochende Menschen als dich gibt ;) Gerade in Berlin ;) Aber das soll ja jetzt im wahrsten Sinne des Wortes keine Erbenszählerei werden und ich will das, wie gesagt, auch gar nicht generell verteufeln, sondern nur deutlich machen, dass man das nicht zwangsläufig braucht. Die Liste ließe sich natürlich endlos fortsetzen, das ist klar, und dennoch hoffe ich hier sind auch Kommentare erwünscht, die nicht immer bei allem in himmelhochjauchzende Begeisterung verfallen und vielleicht auch mal etwas kritisch hinterfragen ;) Auch bei einem vergleichsweise lapidaren Thema.....ein bisschen hast du es ja durch die Prenzelberg-Anspielung vorweggenommen.
Stilvoll fand ich den Verkauf des Ganzen in der mit dem Logo bedruckten Tüte oder gehörte das gar nicht dazu?

Fräulein Julia hat gesagt…

Achso, das Konzept inklusive Tüte ist natürlich sehr stylisch - das ist eben das Prenzlberg-Ding (was ich ja, wie geschrieben, auch nicht unkritisch betrachte)

Und na klar: Ich freu ich über jeden Kommentar, hier wird keinem über den Mund gefahren. Meine Antwort auf deinen ersten Kommentar sollte nicht zickig klingen, keine Sorge :)

Ilmarie hat gesagt…

Ja, das Tütendesign erinnert mich ein wenig an Mutterland (Feinschmecker-Zutaten-Laden mit angeschlossenem Café in Hamburg)......und ACHTUNG: Da gehe ich gerne hin *haha* ;)