Dienstag, 27. September 2011

Tyrannosaur


Hannah (Olivia Colman) und Joseph (Peter Mullan) (c)Kino Kontrovers, Jack English

Der Film beginnt mit einem herzhaft geschrieenen "Fuck!". Dann tritt Joseph seinen Hund tot. Starker Tobak für eine Pressevorführung am Montagvormittag, deshalb wohl auch das erschrockene Raunzen durch die Reihen. "Tyrannosaur" heißt der Film, den ich in einem Charlottenburger Mini-Kino vor dem offiziellen Start sehen durfte.

Es geht darin um Joseph, bereits etwas betagt und ergraut und vor allem von einem erfüllt: Wut. Die hat sich - wir erfahren nicht warum - offenbar über viele Jahre in ihm angestaut, er schreit, flucht und tritt um sich wann immer ihm danach ist, zerlegt seinen Schuppen, zerlegt manchmal fast sich selbst. Doch jedes Mal erfasst ihn ganz unmittelbar danach Reue. Das Bewusstsein darüber, dass es so irgendwie nicht weitergehen kann. Als ihn dieses Schuldgefühl nach einem Wutausbruch erneut übermannt, flüchtet er sich in einen Charity Shop, versteckt sich und sein Schamgefühl hinter einem Kleiderständer. Hannah, die Besitzerin, ist zunächst ratlos. Was tun mit einem Mann, der heulend zwischen 2nd-Hand-Kleidung hockt und sich weigert, herauszukommen? Sie betet für ihn.

Auch am nächsten Tag sitzt Joseph wieder vor ihrer Eingangstür, diesmal mit blauem Auge und besonders schlechter Laune. Und obwohl er sie anraunzt, sich nicht für sie und ihr Leben in einem schicken Vorort der Stadt zu interessieren, sie wegen ihrer Gottgläubigkeit verhöhnt und damit sogar zum weinen bringt, entsteht zwischen den beiden nach und nach eine Art Freundschaft. Denn nicht nur Joseph führt ein trostloses Leben, welches sich hauptsächlich an der Bar des lokalen Pubs abspielt - auch Hannah hat ein unschönes Geheimnis: Nicht selten kommt es vor, dass ihr Mann sie hinter der perfekten Fassade des makellosen Reihenhäuschens grün und blau schlägt.

Es herrscht unglaublich viel Wut in diesem Film, für die ganzen "Fucks" hätte ich eine ellenlange Strichliste führen können und überhaupt hinterlässt "Tyrannosaur" einen äußerst schalen Geschmack im Mund, den man auch nach Stunden noch nicht los wird. Doch es ist auch ein Film über eine ungewöhnliche Freundschaft, "Eine Liebesgeschichte" sogar, folgt man dem Untertitel. Joseph und Hannah halten sich trotz all ihrer Sprödheit gegenseitig am Leben, jeder erweckt im anderen die Hoffnung, es müsse doch irgendwie weitergehen. Und es geht auch weiter, irgendwie. Aber das sei hier nicht verraten.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ich bin schon sehr gespannt auf "tyrannosaur", ich mag peter mullan sehr.