Samstag, 26. November 2011

Großstadtliebe


Mein Kiez

Über der Stadt liegt ein nebliges Grau, es ist kalt und feucht, die großen Bürgersteigplatten sind eben so rutschig wie das Kopfsteinpflaster auf den Straßen, durch die Hinterhöfe weht ein kalter Wind und die Brandwände gucken böse auf die Passanten herab - und in solchen Momenten wird mir bewusst, wie sehr ich gelernt habe, diese Stadt zu lieben.

Dass mich dieser morbide Charme, der an vielen Stellen aus den Ecken strömt, noch immer fasziniert und mich das ganze Gentrifizierungs-Herumdiskutiere nicht stört. Berlin bleibt Berlin und wird dies auch immer bleiben. Wird hoffentlich immer knorzige Rentner mit dickem Dackel und herzhafter Berliner Schnauze beinhalten, Alteingesessene, die ihren Kiez noch nie wirklich verlassen haben, lauter blonde, schwedische Touristenmädchen mit 80er-Jahre-Outfit und knatternden Analog-Kameras, Hornbrillen-Hipster mit Bionade in der Hand, Prenzlberg-Muttis mit Kinderwagengeschwader und meine alte Nachbarin und ihr "Ick hab dia da mal was mitjebracht, wa". Hach, Berlin.

4 Kommentare:

Corrisande hat gesagt…

Hihi, das klingt wirklich nach Liebe. Aber solche seltsamen und trotzdem wunderbaren Eigenheiten und Eigenschaften sind es irgendwie auch, was "zu Hause" ausmacht, finde ich.

butiksofie hat gesagt…

Toll geschrieben und tolles Bild, glg Anja

mathias hat gesagt…

... wirklich sehr schön geschrieben:-) Die Prenzlberg-Muttis mag ich am liebsten, die gibts hier in Hamburg auch. Gibt auch 'n schönes neues Buch darüber ... http://www.taz.de/!79576/ ...

lg mathias

Fräulein Julia hat gesagt…

Mathias, jaa, der Artikel/das Buch ist ganz schön fies, aber leider so passend!