Mittwoch, 30. November 2011

Die Wissenschaft der Albernheit



"Albernheit ist unberechenbar. Als Einzelgängerin im Feld des Komischen macht sie sich verdächtig, kennt sie doch weder Grund noch Ziel. Mit ihrem vermeintlichen Gegenspieler, dem Ernst der Lage, verbündet sie sich, um am Rand der Erschöpfung unbemerkt ihren Einsatz vorzubereiten. Erbarmungslos, plötzlich und in aller Unangemessenheit schlägt sie zu, wenn das Opfer es am wenigsten erwartet."

Eine wissenschaftliche Abhandlung über "Albernheit"? Nagut, dachte ich, als das aktenstapelgrüne Büchlein per Post auf meinem Redaktionsschreibtisch landete. Wer kommt bloß auf so eine kuriose Idee? Es waren Michael Glasmeier und Lisa Steib, um genau zu sein, die diesen Text für den "Kleinen Stimmungs-Atlas" entworfen haben, dessen Einzelbände momentan peux a peux im Textem Verlag erscheinen.

Hierbei handelt es sich dann auch tatsächlich um eine klassische Annäherung an besagtes Thema, welches mit zahlreichen Beispielen aus Kunst, Kultur und Literatur belegt werden. Dass der Text dabei allerdings weder staubtrocken noch blödelnd daherkommt, muss den Autoren hoch angerechnet werden. Allein die Kapiteltitel brachten mich bereits zum schmunzeln: Um "Methoden der Albernheit" geht es dort, oder um "Angewandte Situationskomik". Das klingt in erster Linie etwas quatschig, wird aber von Seite zu Seite interessanter.

Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass Albernheit in der Kunst nicht gerne gesehen wird, und wenn Künstler sich doch aus einer Laune heraus für sinnloses herumblödeln entscheiden, wird dem Ergebnis schnell eine komplizierte, kunstwissenschaftliche Analyse angepappt, die das Ganze ad absurdum führt - bitte immer schön ernsthaft bleiben! Viele Vertreter dieser Zunft hatten gelegentlich dennoch so ihre Momente, etwa René Magritte, Paul Klee oder die Surrealistin Meret Oppenheim. Erwin Wurm wiederum verheimlicht Albernheiten gar nicht und das ist auch gut so.

Auf den Geschmack gekommen? Das wirklich lesenswerte Büchlein "A - Albernheit" kann man für 12 Euro über den Textem Verlag erwerben und den Liebsten unter den Weihnachtsbaum legen. Erschienen sind bisher auch die Texte zum Thema Angst, Bildzweifel, Verkrampfung und Modernität.

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