Samstag, 28. November 2009

Journalisten aus NRW, versammelt euch!



Als der Wecker klingelte, hatte die Sechs gerade das Zepter an die Sieben abgegeben - und doch war ein kleiner Sprint durch den Kölner Hauptbahnhof und ein energisches Bestellen ("Einen kleinen Cappuccino zum mitnehmen, bitte - schnell!") vonnöten, um den Zug gen Ruhrpott, genauer gesagt Recklinghausen, um 8:50h zu erwischen. Als stilecht verwirrte Kulturjournalistin hatte ich in dieser Hektik natürlich sowohl Kamera als auch Stift (!) zuhause gelassen (Gratis Stifte gibt es auf so einer Veranstaltung natürlich en masse - Kameras leider nicht).

Nach einer kurzen Umsteigepause im tristen Essener Hauptbahnhof - und der glücklichen Feststellung, dass ich dort wenigstens Kaffeenachschub - und Franzbrötchen! - bekomme - landete ich im verregneten Recklinghausen, wurde im Shuttlebus samt Polizeikonsorte (die Presse ist ein schützenswertes Gut! Grund war aber nur eine Demonstration gegen Rechts, leider) zum Festspielhaus gekarrt und los ging es.

Der Vortrag zum Thema Existenzgründung, der an diesem Tag als erstes auf dem Programm stand, war dann so früh am Morgen eher ernüchternd: so wenig Geld als Freie Journalistin?! Da kann ich ja gleich Pfandflaschen einsammeln gehen! Lieber doch nach einer Festanstellung graben, man weiß ja nie. Auch bei den restlichen Vorträgen herrschte eher Untergangsstimmung (für diese Branche aber normal). Es wird zu lasch recherchiert und weniges hinterfragt, alle schreiben voneinander ab, Texte werden recyclet und die Bezahlung ist katastrophal. Hmmpf.

Dennoch sage ich an dieser Stelle mit Herzblut: Ich liebe meinen Job!

5 Kommentare:

Christian hat gesagt…

Ich sage es immer wieder: SPEZIALISIEREN! Und dann stimmt's auch mit dem Geld. Diese Jammerlappen sind ja offensichtlich müssig genug, um Vorträge halten zu können – dafür hätte ich z.B. gar keine Zeit ;) Man sollte nur jeden Idealismus drangeben und sich zur Auftragshure machen, dann klappt's auch mit dem freien Journalismus! Und übrigens: Bei Kultur und Politik tummeln sich zu viele, die glauben, Ahnung zu haben. Besser freakige Themen suchen und dort Koriphäe werden ;)

Fräulein Julia hat gesagt…

Kultur ist aber nunmal mein Spezialgebiet... Was mach ich jetzt?

Curly hat gesagt…

Also vom Gründerzuschus lässt sich erstmal prima leben. Ich glaube aber, den bekommt man erst, wenn man mal angestellt war, so war das bei mir. Vom Zeilengeld als Freie zu leben ist sicher nicht gerade leicht. Da muss man manchmal wohl auch für Kundenzeitschriften arbeiten. Ein Jahr arbeite ich nun als freie TV-Journalistin. Das ist nicht immer leicht, weil man oft zu viel arbeitet, aber es läuft. Und ich denke, so wird es auch bei dir sein! Du schreibst so schön, da mache ich mir keine Sorgen ;-) Vielleicht wäre ein Volontariat vor der Selbstständigkeit nicht schlecht. Denn dann kannst du auch den Gründerzuschuss beantragen.

Fräulein Julia hat gesagt…

Ja, ein Volontariat ist auch mein erstes Ziel. Ich bin nun seit anderthalb Jahren als Journalistin angestellt - wenn auch nur als studentische Aushilfe - das könnte vielleicht für den Zuschuss reichen...

Sandi hat gesagt…

Wenn man mal durch die Stellenausschreibungen klickt (oder blättert - je nach Medium), ist ein Volontariat immer gefordert.
Ich kann das nur empfehlen als Grundlage. Habe außerdem superviel gelernt in der Zeit.
Danke für die Zusammenfassung des Journalistentages. Ich hab derweil die Couch gehütet und den Schnupfen gepflegt :)