Sonntag, 8. November 2009

Die sind ja nackt! Und schmutzig!


© Klaus Lefebvre / Schauspiel Köln

Kinder, was für ein wundervoller Theaternachmittag! Ich bin noch immer ganz aufgeregt von der imposanten Symbiose aus Moderne und literarischer Tradition, die ich heute im Schauspiel Köln mit King Lear erleben durfte. Die sechs Frauen - zu Shakespeares Zeiten waren die Frauenrollen mit Männern besetzt, im Zeitalter des entwickelten Feminismus drehen wir den Spieß mal um - waren von derartiger Zerstörungswut, Verwirrtheit, Energie und Authentizität dass ich stellenweise fast schon den Atem anhalten musste.

Während das restliche Publikum - Sonntagsnachmittags, 16 Uhr, Durchschnittsalter 65 - sich höchstwahrscheinlich ärgerte, nicht doch auf Kaffee und Kuchen ins Café Schmitz gegangen zu sein, saßen meine Begleitung und ich (seit nunmehr 8 Jahren best "partner in crime" ever für schräge Kulturveranstaltungen) mit großen Augen dort.

Nach der Hälfte des Stückes war die Bühne, zuvor auch nur mit einer Mauer aus Lehmziegeln ausgestattet, im wahrsten Sinne ein Schlachtfeld: die Mauer zerstört, die Schauspieler mit Lehm und Farbe verschmiert, die Haare wild, der Blick irr, dazu die aggressive gespielte "madness" des König Lear. Großartig!

Wer noch nicht weiß, wovon die Shakespeare'sche Tragödie überhaupt handelt, findet eine kleine Zusammenfassung beim Schauspiel selbst. Allen - egal ob anglistisch bewandert oder nicht - empfehle ich einen Besuch des Stückes. Ich bin froh sagen zu können: Endlich mal wieder richtig gutes Theater!

1 Kommentar:

stiller hat gesagt…

Hast du mal "Fool" von Christopher Moore gelesen? Wunderbare King Lear-Adaption. ;)