Sonntag, 2. August 2009

Gott erhalte mir meine Vorurteile


Fotograf: Fabian Stürtz

Habt ihr Angst vor Muslimen? Bekommt ihr Wutgefühle, wenn ihr jemandem mit Kopftuch oder Burka seht? Fühlt ihr euch von Selbstmordattentäter und Terroristen bedroht?! Natürlich nicht! - möchte man sofort rufen, sofern man ein moderner, tolerant denkender Mensch ist. Doch Vorurteile gegenüber dem Islam scheinen tiefer verwurzelt zu sein, als einem bewusst ist. Das wird sehr deutlich in dem Theaterstück "Das Produkt" von Mark Ravenhill, welches am Samstagabend im Theater im Bauturm Premiere feierte.

Der Produzent James möchte einen neuen Film drehen. Die Story: Amy, blond, blauäugig und mit Gucci-Täschchen, verliebt sich auf einem Flug nach London in Mohammed. Doch nach der ersten Liebesnacht stellt sich leider heraus: Mohammed ist Mitglied der Al-Qaida und plant mit seinen Gefolgsleuten einen Anschlag auf das Disneyland Paris. Amy, deren Freund beim Anschlag auf das World Trade Center starb, verpfeift Mohammed kurzerhand; doch als sie im Fernsehen sieht, wie dieser gequält wird, wird sie widerum zur Kampfmaschine...

Das klingt alles absolut abstrus und durchgeknallt. Und ich sage euch: Das war es auch! Nicht nur, dass der "Produzent" überhaupt keine Ahnung von der Religion des Islams hat und Worte wie "Kibbuz" und "Imom" ebenso selbstbewusst einfließen lässt wie die abwertende Bezeichnung "Kameltreiber" - der Schauspieler Felix Meyer bringt diese hahnebüchene Ignoranz dermaßen überzeugend rüber, dass man denkt: "Jaja, welche Schande, aber solche Leute gibt es wirklich!"

Man muss hier jedoch haarscharf unterscheiden zwischen Realität und Wirklichkeit: Hat der Regisseur des Theaters nun einen an der Klatsche oder der Produzent im Stück? Wessen Vorurteile und Ängste gegenüber dem Islam werden hier eigentlich auf den Schauspieler projiziert? Ist der Produzent nicht vielleicht einfach nur ein machtgeiler, geldgieriger und von perversen Sex-Phantasien durchdrungener Vollidiot? Oder sind wir doch alle selbst durchdrungen von einer unbestimmten, nicht fassbaren Angst vor allem Unbekannten bzw. der ungeheurlichen Macht, die Islamisten teilweise ausüben können?


Zu sehen gibts das Stück, welches nur 60 Minuten dauert, noch am 5. und 7. August um 20:30 Uhr, sowie am 28. August, 4. und 25. September sowie am 9., 16., 23., und 30. Oktober um 22:30 Uhr. Tickets kosten 15 Euro bzw. 10 Euro ermäßigt.

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