Montag, 22. Juni 2009

Ich trommle, also bin ich


© Cinetext Bild- und Textarchiv GmbH, Frankfurt

"Die Blechtrommel" von Günter Grass ist ein gewaltiges Buch. Und das nicht allein aufgrund des Umfangs. Zu Schulzeiten hatte ich das Grass'sche Werk bereits in die Hand genommen, es jedoch schnell wieder zurück ins Regal gestellt. Ellenlange Bandwurmsätze, die sich über ganze Seiten ziehen? Nicht mit mir. Mit 18 Jahren gab es wichtigeres zu tun.

Sieben Jahre und ein literaturwissenschaftliches Studium später zog mich die Blechtrommel erneut an. Ich gab ihr eine zweite Chance - und wunderte mich, wie leicht mir der Text fällt! Sicherlich - die Sätze sind in den letzten Jahren nicht kürzer geworden. Aber die Übung vermochte es, dass ich mich in windeseile an der Lebensgeschichte des Oskar Matzerath festsaugte, der als dreijähriger beschließt, mit dem wachsen aufzuhören um sich stattdessen hauptberuflich dem Trommeln und energischem Zersingen von Glas zu widmen. Das alles geschieht während der Vor- und Kriegszeit im heute polnischen Danzig, aus dem auch Grass selber stammt.

Überhaupt steckt sehr viel Grass in diesem störrischen Oskar, der gerne Geschichten erfindet, diese aber derart überzeugt an den Mann zu bringen weiß, dass man bereit ist, die hahnebüchensten Worte zu glauben. Nur Grass ist in der Zwischenzeit gewachsen.


Wer ein wichtiges - oder eines DER wichtigsten - Bücher der Nachkriegsliteratur gelesen haben möchte, sollte also die Blechtrommel nicht scheuen. Alternativ kann man sich natürlich auch die grandiose Verfilmung von Volker Schlöndorff aus dem Jahre 1979 anschauen - David Bennent hängt die Rolle des Oskar nach eignen Worten noch heute wie "ein Klotz am Bein"...


1 Kommentar:

anne hat gesagt…

hey - toller Blog. Vor allem für mich als aus dem Süden neu zugezogene (wohne seit Mai am Nabel der Welt in Hennef - aber immerhin in unmittelbarer Nähe zu Köln und Bonn). Habe deinen Blog eben erst über deinen Kommentar bei mir entdeckt. Da werde ich jetzt öfter bei dir nach Tipps suchen. Liebe Grüße