Montag, 8. Oktober 2012

//Verbotene Verbesserungen//

Links: Buchcover / Rechts: Heike Aumüller, "Zebra"

"Die Leute dachten lange, für die Liebe sei das Herz zuständig, vielleicht auch der Kopf, möglicherweise könnten auch die Geschlechtsorgane etwas damit zu tun haben. Es stimmt aber alles nicht.
Seit ein paar Jahren wissen wir, dass die Liebe beim Menschen im Oberkörperfell wohnt. Der Grund dafür, dass das zuvor nicht bemerkt worden war, ist eigentlich traurig: Den meisten wächst gar keins, weil sie böse sind. Wenn man es aber hat, dann spürt man, sobald die Liebe losgeht, einen relativ unheimlichen Wind in den Härchen. Komm schon, ist ganz leicht." (Dietmar Dath, "Atempaar")

Achtung, dieses Buch im öffentlichen Nahverkehr zu lesen ist gefährlich: Nicht nur wird man unentwegt aufgrund des nicht gerade unauffälligen Covers angestarrt - man kann sich auch ein gelegentliches, impulsives Kichern nicht verkneifen. Denn die Texte - sie sind mal nur ein paar Zeilen, mal zwei Seiten lang -, die Dietmar Dath in diesem Taschenbuch mit dem Titel "Verbotene Verbesserungen" gesammelt hat, sind so kurios, ideenvoll und manchmal auch ein wenig beknackt. Sicher ist: Sie halten immer eine Überraschung bereit für den Leser und bringen uns auf gedankliche Pfade, die wir sonst wahrscheinlich niemals betreten hätten. 

Da ist die Geschichte vom Entfesselungskünstler Houdini, der sich "aus Anlass einer unlogischen Liebesgeschichte dermaßen in seine eigenen Ausreden" verstrickte, "dass er sich volle vier mal selbst googeln musste, bis er sich wiedergefunden hatte, was wirklich nicht einfach war, da es ja schließlich damals noch überhaupt kein Internet gab". Oder der Text über die unglücklich verliebte Germanistin aus Hamburg, die sich vor der Welt und den Kollegen in einen schwülstigen Heimatroman flüchtet - wo sie allerdings von zwei eifrigen Studenten aufgespürt wird, die für ihr Seminar zum Thema "Kitsch in der Weimarer Republik" in besagtem Roman forschen. 

Kongenial werden die Episoden dabei von den Fotografien von Heike Aumüller begleitet, bei denen man nicht weiß, was zuerst da war: Ließ sich Dath von den Bildern inspirieren oder entwickelte Aumüller die Motive auf Grundlage der Texte? Eigentlich auch egal. Fakt ist: Dieses Buch wird euch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, sofern ihr eine Vorliebe für Details, Sprachspiele, scheinbar unlogische Zusammenhänge und einen hinterlistigen Umgang mit dem Leser habt!

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