Freitag, 10. August 2012

//Keiner weiß mehr//

Fotocollage: Opak Magazin

Bäääm! Die Prosa und Lyrik von Rolf Dieter Brinkmann haut rein. Sie ist schonungslos, übersexualisiert, knallhart - zumindest betrachtet in Bezug auf die Zeit, in der sie geschrieben wurde, in den 1960er und 70er Jahren nämlich. Und sie ist ein großer Genuss, vorausgesetzt man stört sich nicht daran, dass beizeiten auf Interpunktion verzichtet wird, Sätze sich über ein bis zwei Seiten ziehen und die Ortographie bisweilen völlig zerschreddert daher kommt.

Keiner weiß mehr lautet der Titel seines Romans, den Brinkmann 1968 in Köln veröffentlichte, wo er auch lebte und von dessen städtischer Glanzlosigkeit er nicht übermäßigt begeistert war. Er handelt von einem jungen Mann, dessen Freundin mit dem gemeinsamen (außerplanmäßig entstandenen) Kind für zwei Wochen wegfährt - ob sie wiederkommen wird, ist unklar, ob er das überhaupt will, ist ebenso unklar. Ziellos streunt er durch die Stadt, vorbei an billigen Sexkinos, 50er-Jahre-Schriftzügen und Betonpflanzenkästen und grübelt ausgiebig.

Am kommenden Sonntag, 12. August, wird dieses Sahnestückchen der bundesdeutschen Popliteratur nun im Festsaal Kreuzberg aufgeführt - wobei "aufgeführt" nicht ganz passt: Der Text, der eigentlich ein innerer Monolog ist, wird in Auszügen von Pheline Roggan (Soul Kitchen), Robert Stadlober (Verschwende deine Jugend, Jud Süß) und Michael Weber (Schauspiel Köln) intoniert. Unterbrochen wird die Lesung immer wieder von Musikstücken, die unter anderem von Christiane Rösinger (Musikerin, Autorin), Peter Thiessen (Kante), Sandra und Kerstin Grether (Doctorella) und Carsten Hellberg (Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs) unterbrochen werden. 

Einlass ab 20 Uhr, Beginn um 20.30 Uhr. Tickets kosten 12 Euro.

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