Samstag, 24. März 2012

//Identitätsfindung//



"Hallo, ich wollt' mich auch mal kurz vorstellen, ich bin die Mona von "Schönes Wohnen", Bereich Bad" - spätestens an dieser Stelle habe ich bei "Ruhm" zum ersten Mal herzlich gelacht. Dass Krimi-Autorin Maria Rubinstein als Ersatz für Leo Richter die Pressereise nach "Askirgistan" angetreten hat, bereut sie bereits bei der Ankunft: Stalinistische Sitten herrschen in diesem Land, die Verpflegung ist rar, die Hotelzimmer nicht als solche zu definieren - und was machen eigentlich die ganzen "Journalisten" c-klassiger Do-it-yourself-Blogs auf einer Pressereise? Als sich auch noch der Akku ihres Handys verabschiedet, nimmt das Grauen für Maria seinen Lauf.

Überhaupt, Handys. Diese sind unverzichtbar in den verschiedenen Geschichtsfetzen, die Daniel Kehlmann in seinem Erzählband zu einem großen, doch irgendwie zusammengehörenden Ganzen verwoben hat und die nun sehr anschaulich verfilmt wurden. Die teilweise funkelnigelnagelneuen, teilweise aus anno Pief stammdenen Mobiltelefone werden vielmehr sogar zum verbindenden Element: Da wäre der Techniker Ebling (Justus von Dohnányi), der sich zum ersten Mal ein Handy zulegt - und prompt "aus Versehen" dieselbe Nummer zugeteilt bekommt, wie der berühmte Filmstar Tanner (Heino Ferch). Fortan klingelt das Gerät ununterbrochen - "Wo bist du, Alter!" - und verführt den unscheinbaren Mann dazu, die ihm auferlegte Rolle zu spielen. Während Tanner immer größeren Abstand nimmt von seiner Identität, bis er letztendlich ausgesperrt wird aus seinem eigenen Leben.

Da wären auch: Rosalie (Senta Berger), die unheilbar krank ist und in die Schweiz fährt, um die dort legale Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, der internetsüchtige Mollwitz, der für sein Mobilfunkunternehmen einen Vortrag in der Schweiz halten soll und dort auf den Autor Leo Richter trifft, der alles und jeden in seine Geschichten einbaut, auch seine Freundin Elisabeth, die ihm aufgrund dessen wichtige Ereignisse in ihrem Leben verheimlicht, sowie der Chef eines Mobilfunkunternehmens, Ehemann der pressereisenden Maria Rubinstein.

Verzwickt? Nö. Dieser Film spielt süffisant mit den verschiedenen Ebenen der Realität, den Tücken der neuen Technologien und der Suche nach der eigenen Identität und spinnt die einzelnen Geschichtsstränge zu einem höchst sehenswerten Ganzen zusammen. Welche der Figuren ist real, welche nur Fiktion? Oder hat am Ende der erfolgreiche Leo Richter alle Fäden in der Hand?

Keine Kommentare: