Montag, 26. März 2012

//Die Kunst und die Presse//




Zugegeben, dass ausgerechnet die BILD eine Ausstellung sponsort, die den Titel "Art and Press. Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit" trägt, wirkt fast schon sarkastisch. Was interessiert das Blättchen mit den großen bunten Buchstaben denn bitte an (zeitgenössischer) Kunst, mal abgesehen von den mitunter horrenden Preisen, für die z.B. ein Gemälde von Gerhard Richter über den Ladentisch geht?

Ich hätte diesen Umstand höchst wahrscheinlich gar nicht bemerkt, wäre ich nicht bei der Pressekonferenz im Martin-Gropius-Bau in Berlin dabei gewesen, auf der die Zusammenarbeit mit der kontroversen Tageszeitung nicht von allen Journalisten ohne Protest geschluckt wurde. Doch lässt man die Tatsache für ein Stündchen aus den Augen, so ist die Ausstellung sehenswert - und millionenschwer: Gerhard Richter, Andy Warhol, Anselm Kiefer, Robert Rauschenberg, Sigmar Polke, Joseph Beuys und Gilbert & George (das sind die urigen Herren in den schlammgrünen Anzügen auf dem Foto) bilden nur eine Auswahl der 56 Positionen, die seit dem 22.März in der Ausstellung gezeigt werden.

Was sie gemeinsam haben? Sie alle haben sich dem Medium Zeitung für ihre Arbeit bedient, sei es direkt oder indirekt, indem sie die Papierstapel verarbeiteten oder inhaltlich auf die Praktiken der Presse und den Wandel der Medienlandschaft reagiert. Positionen, die die Vorgehensweise der Boulevardpresse anprangern, habe ich allerdings nicht entdecken können - ob da wohl ein Zusammenhang mit dem Geldgeber besteht?

Auch ist es seltsam, dass sich unter den nicht gerade wenigen Positionen kein einziger Künstler oder Künstlerin findet, die nach 1970 geboren wurde - obwohl doch gerade die Generation der Digital Natives (ich mag diesen Ausdruck überhaupt nicht) den Wandel der Medienlandschaft hautnah erlebt hat und auch in ihrer Kunst damit umzugehen weiß. "Man habe hohe Qualität gewollt", lautete das knappe Statement des Kurators dazu. Aha. Ich tippe eher auf hohe Besucherzahlen - Warhol und Richter ziehen eben immer.

"Art and Press" ist bis 24.Juni 2012 im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch bis Montag von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt kostet 9 Euro.

Keine Kommentare: