Montag, 30. Januar 2012

Waldeinsamkeit



Während der (sehr verschneiten) Langen Nacht der Museen stolperten wir im Deutschen Historischen Museum über die momentan gezeigte Sonderausstellung "Unter Bäumen. Die Deutschen und ihr Wald". Ich finde Ausstellungen, deren Titel "Die Deutschen und..." immer etwas befremdlich, fühle ich mich als Teil dieser Nation doch stets irgendwie vorgeführt wie ein seltene Spezies im Zoo.

Dass macht die Ausstellung allerdings nicht weniger sehenswert. Der Wald, Sehnsuchtsort sowohl der deutschen Romantik des 18./19. Jahrhunderts (deren literarische Werke ich in diversen Hauptseminaren rauf und runter und quer gelesen - und geliebt! - habe), der kitschigen Heile-Welt-Heimatfilme, als auch Hauptbestandteil zahlreicher "Tatort"-Folgen. Und was gibt es eigentlich deutscheres als die sonntägliche Tatort-Folge? (Auch ich werde übrigens grantig, wenn man mich Sonntagabends zu bester Krimi-Zeit anruft)

Hier werden nicht nur verschnörkelte Druckausgaben gezeigt, die die sehnsuchtsvolle "Waldeinsamkeit" der hoffnungslosen Romantiker zelebrieren, sondern auch das ein oder andere in Goldrahmen gefasste Gemälde des guten alten röhrenden Hirsch - so kitschig, dass es fast schon wieder gut ist. Auch diverse Plakate für Heimatfilme á la "Das Schwarzwaldmädel", in denen der Wald stets eine wichtige Rolle als Alternative für die zerbombten Städte der Nachkriegszeit spielte, sowie kritische Anti-Atomkraft-Saurer-Regen-etc. Plakate der Umweltbewegung der 1980er Jahre werden präsentiert. Das hübsche Liedchen "Mein Freund der Baum ist tot", fehlt leider.

Bis zum 4. März könnt ihr euch noch die Ausstellung anschauen, in der man gelegentlich den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, aber sicherlich danach große Lust auf einen Spaziergang durch fotogenen Mischwald inklusive in güldenes Licht getauchte Waldlichtungen verspürt. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr.

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