Dienstag, 10. Mai 2011

Bad Boy Kummer



Okaaay, ich gebe zu: Auch ich habe schonmal eine Buchbesprechung geschrieben, obwohl ich maximal zwei Seiten gelesen hatte (nicht auf diesem Blog allerdings). Aber ganze Interviews fälschen? No way! Das geht schon alleine deswegen nicht, weil die Pressesprecher der Stars und Sternchen - oder wer auch immer befragt wird - den fertigen Text grundsätzlich noch einmal gegenlesen wollen.

Offenbar war das beim SZ Magazin in den 90er Jahren nicht so - oder wie kann man sich erklären, dass Tom Kummer unzähle Gespräche mit Celebrities aus Hollywood fälschen konnte und niemand hat es bemerkt? Oder behauptet zumindest im Nachhinein, es einfach nicht bemerkt zu haben? Um diese Frage hätte sich die Dokumentation "Bad Boy Kummer" drehen können. Können, wohlgemerkt. Stattdessen sah ich mich gestern im Kino knappen zwei Stunden absolut langweiligen und nichtsnutzigem Geschwätz (und dann auch noch in Schwizerdütsch!) gegenüber gestellt. Einsicht von Kummer über seine grandiose Hochstaplerei? Nö. Stattdessen Worte wie: "Hey, Mike Tyson redet mit mir über Nietzsche und Hemingway, hab ich das nicht grandios geschrieben?!"

Fremdschämen über diesen gelockten Menschen da auf dem Bildschirm, der allen Ernstes von sich behauptete, Journalist zu sein. Aber null Ahnung hat von Pressekodex und journalistischen Grundlagen. Nachdem seine Fälschungen Ende der 90er mit großem Brimborum aufgeflogen waren und viele Chef-Redakteure ihren Hut nehmen mussten, arbeitet Kummer jetzt als Paddle-Tennislehrer in Los Angeles. Gut so.

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