Mittwoch, 19. Mai 2010

Sicherheit. Gibt es das?



Als ich vor kurzem im Feuilleton einer großen deutschen Wochenzeitung eine Rezension von Hanna Lemkes Debüt Gesichertes las, wurde in mir sofort der Wunsch laut: Muss ich haben. Eine Mail an den Verlag später lag ein Exemplar des Kurzgeschichtenbandes auf meinem Schreibtisch - und wurde von mir innerhalb eines sonnigen Sonntagnachmittages (was waren das noch für Zeiten, als die Sonne schien! Erinnert ihr euch?) auf dem Balkon verschlungen.

Denn Fräulein Lemke kann in der Tat äußerst gut schreiben. Das klingt platt, würde ich in der offiziellen Rezension wohl auch nicht so formulieren - stimmt aber. Ihre Sätze sind kurz, dafür aber so haarscharf und pointiert, dass es sich anfühlt, als würde man mit einer Stecknadel in den Zeigefinger gepiekst. Ihre Geschichten beginnen genauso abrupt, wie sie enden, der Leser wird mit dem ersten messerscharfen Satz mitten in das Geschehen geworfen. Mittendrin bleibt er auch, es wird konsequent aus der Ich-Perspektive erzählt. Für acht oder zehn Seiten begleiten wir die Protagonisten, die alle irgendwie einen sympathischen Knacks zu haben scheinen und gelegentlich emotional vielleicht etwas unterkühlt wirken in ihrem Leben. Dann endet die Geschichte - ohne dass die Protagonisten sich seelisch auch nur einen Zentimeter vom Fleck bewegt hätten, ohne dass es eine Auflösung der Verhältnisse gegeben hätte.

Das ist gelegentlich ganz schön hart als Leser. Denn die Themen kann eigentlich jeder nachvollziehen: Beziehungsstreß, Einsamkeit im Großstadtdschungel, unterkühlte Freundschaften, Selbstzweifel, Rastlosigkeit. Mehr möchte ich euch nicht verraten, jede Nacherzählung einzelner Passagen wäre viel zu profan und würde der Sache sowieso nicht gerecht. Ich kann euch das 189 Seiten starke Büchlein an dieser Stelle nur ans Herz legen.

Hanna Lemke. Gesichertes. Kunstmann Verlag. 189 Seiten. Broschiert. 17,90 Euro.

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