Sonntag, 25. April 2010

So langgezogen wie ein Spuckefaden



"Wir befinden uns in einem permanenten inneren wie äußeren Diskurs darüber, was Popkultur ist, sein wird und sein kann, was Kunst ist, wo Einmischung durch Institutionen und Andockung und Vernetzung überhaupt Sinn machen und gewollt sind. Die Ästhetik der popkulturellen Erzeugnisse ist jedoch unbestritten." (Büro für Popkultur)

Was möchte uns der Dichter damit sagen?! Als passionierte Literaturwissenschaftlerin stelle ich mir diese Frage dauernd - nur habe ich für gewöhnlich auch relativ schnell eine Antwort parat. Im Hinblick auf das überdies leicht eklig klingende Buch "Spucke" von Wolfgang Frömberg muss ich jedoch offenbar resignieren. Dabei war ich beim Kauf dieses knapp 200 Seiten starken Büchleins doch so optimistisch!

Knapp einen Monat nach dem Gang in die Buchhandlung (ungewöhnlich lange für mich), kämpfte ich mich nun mit einem Gähnen und dem unermüdlichen Vorsatz (du musst das Buch zuende lesen bevor du es rezensierst!) im Nacken durch die letzten Seiten. Herr Frömberg kann einfach nicht schreiben - was schon bemerkenswert ist angesichts der Tatsache, dass der Gute jahrelang für die Spex arbeitete und seit längerer Zeit sein Dasein in der Intro-Redaktion fristet. Das Buch ist voller Platitüden, ausgelutschter Phrasen und Metaphern, die so schief sind, dass dem Turm in Pisa echte Konkurrenz machen.

Dabei hatte sich der Waschzettel des Verlags gar nicht so schlecht angehört: Ein Journalist, der über seine Zeit bei einem der - damals noch - wichtigsten Magazine für Popkultur erzählt, anhand einzelner Interviews mit nahmhaften Vertretern der Szene (z.B. Bret Easton Ellis) seine Vergangenheit aufarbeitet, dazwischen ne ganze Menge schräg herumphilosophiert, Unmengen Alkohol konsumiert, Wahnvorstellungen pflegt und eine kleine Tochter großzieht.

Doch Frömberg verwurschtelt die zahlreichen guten Ansätze, die er hatte, zu einem derartig unüberschaubarem Kuddelmuddel, dass das Lesen schon nach wenigen Seiten keinen Spaß mehr macht. Perspektiven-, Zeit- und Ortswechsel folgen stakkatohaft aufeinander, das mir beinahe schwindelig geworden wäre. Immer wieder musste ich das Buch zur Seite legen. Dass ich mich letztendlich durch die wie ein unüberwindlicher Berg anmutende Seitenzahl gequält habe, kann ich getrost als verschwendete Zeit abtun.

Vielleicht habe ich Frömbergs Buch mit dem ausufernden Name- und Theoriedropping schlichtweg nicht verstanden, habe ich mich in den 2000er Jahren zu wenig mit dem Thema Popkultur beschäftigt - vielleicht ist der Text aber auch wirklich einfach nur schlecht geschrieben. Punkt.

2 Kommentare:

Pappelschnee hat gesagt…

Mein Beileid. An schlechte Bücher oder Filme oder Gespräche verschwendete Stunden, die man nie mehr wieder bekommt, sind das Schlimmste.
Mein erster Gedanke ging übrigens direkt zu Katz & Goldt: http://www.katzundgoldt.de/ru_popkultur.htm

Fräulein Julia hat gesagt…

Haha, an Katz & Goldt müssen offenbar viele meiner Leser in letzter Zeit denken... :)
Das Popkultur-Shirt ist auch einfach klasse, so wie eigentlich jedes andere dort auch!