Mittwoch, 10. März 2010

Enjoy your best age ever.



Pastellfarbene Blousons. Rollerskates. Neonfarbene Haare. Tennis. Glitzer. Auf jeder der rund 230 Seiten von Leif Randts' Debüt-Roman Leuchtspielhaus habe ich gemerkt: Wir sind im gleichen Jahr geboren, haben den gleichen kulturellen Hintergrund und die gleichen Kindheitserinnerungen an die späten 80er und frühen 90er Jahre. Und wir haben zusammen gearbeitet, in Berlin vor fünf Jahren, frisch zugezogen aus der "Kleinstadt" (bei mir Köln, bei ihm Frankfurt) und aufmerksam die kuriose "Subkultur" in Berlin-Mitte beobachtet, die eigentlich gar keine mehr ist.

Um eine Alternative zum plattgetretenen Mainstream dreht sich auch seine Story. Der etwas introvertierte Protagonist/Erzähler Eric hat mit Freundin Helen einen außergewöhnlichen Friseursalon in London eröffnet: Wer hier einen der neonfarbenen, schräg rasierten Schnitte sein Eigen nennen möchte, muss Member sein und monatlich einen nicht unerheblichen Mitgliedsbeitrag blechen. Der Wunsch, sich von der breiten Masse abzuheben, driftet hier lustigerweise ins Gegenteil ab: Mit ihren oben erwähnten, pastellfarbenen Seidenblousons, den glitzernden Tennis-Socken, den Neonfarben und den knalligen Cocktails zitieren die Damen und Herren im Prinzip nur die - im Rückblick leicht gruselig wirkenden - Modeerscheinungen der auslaufenden 80er und werden letztendlich ausgerechnet zu dem, was sie zu sein vermeiden wollen: Durchschnitt.

Das Leif die ganze Szenerie mit einer ordentlichen Packung Ironie durchsetzt hat, wird schnell klar: Wer fühlt sich nicht an die Röhrenhosen-, Kastenbrillen-, Schalkragen- und Stofftütenträger aus Berlin-Mitte (oder, ja, Köln-Ehrenfeld) erinnert, die in ihrer himmelschreienden Individualität überhaupt nicht bemerken, dass sie aussehen wie alle anderen? Einen Lösungsvorschlag muss er an dieser Stelle gar nicht präsentieren - denn fordert nicht jede Generation ihre eigene Subkultur ein? Und kippen diese Subkulturen nicht ebenso nach gewisser Zeit jedesmal in die Mainstream-Suppe hinein?

Fazit: Ein schönes Buch, ein ironisches Buch, ein sprachlich überzeugendes Buch!

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