Sonntag, 31. Januar 2010

Aus dem Leben eines zerstörten Teenagers.


© Credo:film

"Ich bin sechzehn Jahre alt und momentan zu nichts anderem mehr in der Lage, als mich trotz kolossaler Erschöpfung in Zusammenhängen etablieren zu wollen, die nichts mit der Gesellschaft zu tun haben, in der ich zur Schule gehe und depressiv bin. Ich bin in Berlin. Es geht um meine Wahnvorstellungen."

Zugegeben, ich mache das nur selten: Neue Bücher kaufen. Ich bevorzuge eindeutig leicht ranzige, vergilbte Taschenbücher, von denen sich eine mittlerweile fast unüberschaubere Anzahl in meinem Arbeitszimmer an den Wänden entlang türmt. Bei dem Romandebüt "Axolotl Roadkill" von Helene Hegemann musste ich allerdings eine Ausnahme machen: In einer Woche kamen mir gleich drei große Tages-/Wochzeitungen in die Finger, die ihren Roman mit einer Mischung aus Verwunderung, Bewunderung und Ekel besprachen. Fräulein Hegemann ist nämlich gerade mal siebzehn Jahre alt.


Aber mitnichten unschuldig. Während ich in diesem spätpubertären Alter höchstens vom Knutschen geträumt und mich vielleicht in gewisser Hinsicht auch mit mehr oder minder illegalen Dingen eingelassen habe, kennt sich die Dame bereits bestens in den Sparten Heroin und andersweitig verursachten Drogenexzessen, schnellem Sex auf dem Disco-Klo und multiplen Orgasmen aus. Woher sie dieses Wissen hat, möchte ich lieber nicht hinterfragen - Fakt ist allerdings, dass die unglaublich junge Autorin hier auf 200 Seiten ihre semi-autobiographisch geprägte Geschichte hingerotzt hat, die sie dem Leser vollkommen schonungs- und hemmungslos ins Gesicht klatscht. Wer nicht mitkommt bei den größtenteils ziemlich verdrehten, da eben von Drogenexzessen und Wahnvorstellungen geprägten Gedankensträngen der Protagonistin Mifti, hat halt Pech gehabt. Wer Fäkalsprache verabscheut, ebenfalls.

Nun muss ich das Buch erstmal verdauen - auch wenn ich nur ungern zugebe, dass es mein heiles Weltbild an diesem Wochenende ein wenig durcheinander gebracht hat und ich mir höchst wahrscheinlich noch nie so langweilig und normal vorgekommen bin. Und gleichzeitig heilfroh bin, eine gewisse Struktur in meinem Leben erkennen zu können.

Keine Kommentare: