Sonntag, 24. Januar 2010

Ah! woe is me.



"I almost wish we were butterflies and liv'd but three summer days - three such days with you I could fill with more delight than fifty common years could ever contain." (John Keats)

Seit Tagen versuche ich nun, die Ideen und Ziele der Englischen Romantik (ca. 1790 bis 1825) zu verinnerlichen, die Gedichte der einzelnen Vertreter analytisch zu zerlegen - vergebens. Irgendwie blieb mir die Welt dieser Herren bisher verschlossen. Gibt es deshalb eine bessere Ausrede, sich an diesem verschneiten Sonntag ins Arthouse-Kino des Vertrauens zu begeben und sich den Film "Bright Star" über das kurze Leben des John Keats anzuschauen?

Ja, es ist ein Kostümfilm, gedreht von der BBC, und ja, er ist stellenweise etwas kitschig. Aber er vermittelt ein ausführliches Bild über den englischen Dichter, seinem Wunsch, seine Gedanken und Beobachtungen in Worte zu fassen und trotzdem daran festzuhalten, wenn ihn die Kritiker förmlich in der Luft zerreißen und eigentlich auch nicht klar ist, wer den nächsten Kaffee bezahlt. Denn im 19. Jahrhundert von Literatur leben zu wollen, war ungefähr so leicht, als wolle man sich nur noch von Luft und Liebe ernähren. Wenn man sich dann auch noch unsterblich in eine Frau namens Fanny Browne verliebt, ihr aber - da mittellos und eh schon in den roten Zahlen - keine Zukunft bieten kann UND zu allem Übel mit 25 auch noch an der Schwindsucht erkrankt - dann haben wir das kurze und tragische Leben des John Keats.

Waren mir die Gedichte zuvor leblos erschienen, so konnte ich sie plötzlich mitsprechen, durch die nun mir bekannten Hintergründe um die unglückliche Liebe kann ich sie nun auch erklären. Aber ob man das tun sollte? "Poesie ist wie ein See. Wenn du in einen See gehst, beginnst du auch nicht damit, ihn zu analysieren, du genießt ihn und lässt ihn auf dich wirken." Gut, dieses Zitat aus dem Film führt mein gesamtes Studium leider ad absurdum, denn meine Aufgabe ist es nunmal, Literatur zu interpretieren.

Ob es wohl gut ankäme, wenn ich meinem Professor einfach entgegnete: "Diese Gedichte sollte man nicht interpretieren, man muss sie fühlen, in ihnen aufgehen, sie leben."? Könnte vielleicht meine Note gefährden.

PS: Liebe Filmindustrie: könntet ihr bis Mittwoch vielleicht auch noch schnell Filme über Wordsworth, Byron und Shelley drehen? Danke!

4 Kommentare:

Fee ist mein Name hat gesagt…

Ich mach dir ne One-woman-Theater-Show, auch gut?

Fräulein Julia hat gesagt…

Jaa, gute Idee :)

ann.meer hat gesagt…

was für ein trailer. ich bin sprachlos und könnte meinen, der film wäre von mir. so entspricht er meiner romantik und meinen worten. ohje ich habe herzschütteln.

Fräulein Julia hat gesagt…

Herzschütteln, das drückt es ganz gut aus :) Ich hab am Ende fast geweint.