Samstag, 25. Februar 2012

Berlin Underground






// Bekleidet mit einer wild gemusterten Jogginghose und einem alten Jeanshemd sitzt der Mann neben mir in der U1. Nach vorne übergebeugt klammert er sich an eine verblichene Plastiktüte unbestimmten Inhaltes. Zahlreiche Stationen scheint es, als hätte er sich vom gleichmäßigen Gewackel des Waggons in den Schlaf schaukeln lassen - bis er sich plötzlich ruckartig aufrichtet, den Blick zur Wagendecke richtet, die Hände nach oben wirft und ruft "Ich warte jeden Tag auf die göttliche Erlösung!!" Wie eine fallen gelassene Marionette kippt er im Anschluss wieder nach vorne. //

// "Du, ich will dir da jetzt gar nicht zu nahe treten", erklärt der grau uniformierte Soldat in der U7 der Sprechmuschel seines Mobiltelefons, "aber der Kreisausschuß war nicht begeistert, als er gehört hat, an welchem Ort ihr euer Treffen abgehalten habt. Und ehrlich gesagt - als ich dann die Rechnung gesehen habe, hab' auch ich nur noch gedacht: 'Das geht zu weit'...!!!" //

// "Wissen Sie, mich nimmt ja keena ernst, weil ick erst 20 bin", erzählt mir der junge Mann ungefragt, während ich in Friedrichshain auf meine Tram warte. "Ick war erst ooch auffer Sonderschule, aber das hilft ja ooch nüscht und überhaupt. Ick hab auch ein Mädchen, die ist zwar n bisschen mollig, aber das stört mich nicht. Denn die mag mich, wa. Ick bin ja auch erst 20." //

Berlin: Eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und man könnte ein ganzes Buch schreiben.

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